Land und Leute
Nationalflagge
Totenumwendung
In der madegassischen Kultur tief verankert ist der Ritus der Totenumwendung, der sich sogar über die
Christianisierung hinweg gerettet hat. Er wird vorwiegend im Hochland ausgeübt.
Jede Familie hat ein Familiengrab, in dem alle Familienmitglieder beerdigt werden. Es sind gemauerte
kleine Häuser, in dem teilweise mehr als 100 Leichen untergebracht werden können.
Stirbt eine Person, so wird diese, in Seidentücher gewickelt, in die unterste Etage gelegt. Nach etwa
5 Jahren veranstaltet die Familie eine Totenumwendung, zu der die ganze Familie eingeladen wird. Die Beerdigten
werden herausgeholt und in neue Seidentücher gewickelt. Die Toten werden dann 7 mal um das Grabmal getragen,
um den Ahnen Gelegenheit zu geben, wieder einen Blick in die Welt zu werfen. Bevor die Toten wieder ins
Grabmal gelegt werden, diesmal eine Etage höher, werden noch Geschichten und andere Erlebnisse von den
Verwandten erzählt, um die Ahnen auf den neuesten Stand zu bringen. Je nach Größe der Familie wird anschließend
noch ein Fest mit Essen und Tanz gefeiert, zu dessen Anlass ein oder mehrere Zebus geschlachtet werden.
Wir hatten das Glück, zu den Vorbereitungen einer solchen Feier zu stoßen. Es wurde gerade ein Zebu geschlachtet
und ausgenommen. Unser Führer hat mit den Leuten Kontakt aufgenommen und uns wurden die laufenden
Vorbereitungen gezeigt. Die Leute, an allen voran die Kinder, waren sehr freundlich und wir wurden sogar
eingeladen, am nächsten Tag an der Feier teilzunehmen. Wir mussten leider absagen, da wir ja weiter mussten
und unser nächstes Hotel zu weit entfernt war, um einfach mal zurück zu fahren. Interessant wäre es sicher gewesen.
Zum Schluss wurden wir noch gebeten, ein Gruppenfoto zu machen, das unser Führer bei seiner nächsten Tour
bei der Familie vorbeibringen wird.
Bei den Bara werden die Toten in den Bergen (dem Isalogebirge) in Felsspalten beerdigt und bei der
Totenumwendung in höher liegende Felsspalten umgebettet.
Wenn man sich die steilen Felsen betrachtet, so fragt man sich, wie die Toten wohl da hoch gekommen sein
mögen. Unser lokaler Führer hat uns versichert, dass diese Aktionen immer gefährlich sind und erst
nach einer gehörigen Portion Alkohol in Angriff genommen werden.
Im Süden werden die Toten in einzelnen Gräbern beerdigt, in die höchstens noch der Ehepartner dazu kommt.
Auf den Außenmauern werden Szenen aus dem Leben des Verstorbenen aufgemalt, die an den Beruf erinnern oder
auch mal an den Lieblingsfilm.
Reisanbau
Bei der Zuwanderung aus Südostasien (Malaysia) kam auch das Wissen über den Reisanbau nach Madagaskar.
Deshalb findet man überall, wo genügend Wasser zur Verfügung steht, Reisterassen.
In der Trockenzeit wird das Feld gepflügt. Diese Arbeit übernehmen die Männer. Sofern Zebus zur Verfügung
stehen, werden diese zum Pfügen eingespannt, anderfalls muss der Spaten herhalten, was Knochenarbeit bedeutet.
Den Frauen obliegt das Umpflanzen der Reispflanzen. Diese werden in einem separaten Feld vorgezogen,
bis sie eine gewisse Größe erreicht haben. Danach müssen die Pflanzen im eigentlichen Reisfeld mit
großem Abstand gesetzt werden. Wenn genügend Wasser vorhanden ist, kann der Reis zweimal im Jahr
geerntet werden.